Kanarienvögel Teil 3
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Kanarienvögel Teil 3
Zähmung
Kanarienvögel werden keinesfalls so zahm, wie es von Sittichen oder Papageien bekannt ist.
Mauser
In den Monaten August bis Oktober findet die Mauser statt. Gesunde Vögel wechseln innerhalb von sechs bis acht Wochen das Federkleid. Jungvögel wechseln im ersten Lebensjahr nur das Kleingefieder.
Nicht optimal ernährte und gehaltene Vögel können in der Mauserzeit besonders anfällig und gesundheitlich labil sein. Dann kann es durchaus zu einer Winter- oder Frühjahrsmauser kommen. Wenn ein Kanarienvogel während der Mauser zwar Federn verliert, aber keine neuen nachwachsen, können Mangelerscheinungen und Hormonstörungen die Ursache sein. Die Stockmauser kann sich auch dadurch zeigen, dass der Kanarienvogel ungewöhnlich lange für seinen Federwechsel braucht.
Erkrankungen
Am häufigsten erkranken Kanarienvögel an Parasiten. Durch stressbedingte Abwehrschwächen vermehren sich die im Darm vorhandenen Bakterien (Salmonellen, Escherichia coli) so, dass es zu einer bakteriell bedingten Darmentzündung kommt. Der erkrankte Kanarienvogel hat Durchfall und stirbt innerhalb weniger Tage durch Austrocknung. Weitere Erkrankungen sind Flügel-, Bein- und Zehenbrüche. Doch auch ein Grauer Star kann auftreten.
Eine schlimme Krankheit ist der Kanarienpocken-Virus. Die Ansteckung erfolgt durch infizierte Vögel oder durch Mücken als Überträger. Die Inkubationszeit beträgt drei bis sechzehn Tage. Kennzeichnend für diese Krankheit sind Knötchen an den Hornteilen und an den Schnabelwinkeln, schwere Atemstörungen und Erstickungstod oder Überleben als Virusträger. Schwer zu diagnostizieren und meldepflichtig ist die Ornithose, die keine eindeutigen Symptome zeigt. Kennzeichen über einen längeren Zeitraum sind Beschwerden wie Atemnot, Durchfall, Schnupfen oder schleimige Absonderungen. Kanarienvögel können sich aber auch an der atypischen Geflügelpest (Newcastle disease) anstecken. Diese Krankheit ist ansteckungsgefährlich für den Menschen, der dann eine Bindehautentzündung bekommt. Sie wird durch rohe Hühnereierschalen oder Wildvögel übertragen.
Rechtliches
Kanarienvögel zählen neben Wellensittichen zu den am meisten verbreiteten Stubenvögeln der Welt. Damit sind sie auch Gegenstand der Rechtsprechung. Viele Aspekte, welche den Kanarienvogel betreffen, wie etwa die Vogelhaltung, -zucht oder die Stellung des Vogels in der Natur sind Gegenstand von Gesetzestexten. Tierschutzgesetze regeln beispielsweise in Deutschland, Österreich oder der Schweiz seit längerem den generellen Schutz der Tiere und somit auch des Kanarienvogels.
Zucht
Kanarienvögel werden entweder nach Gesang, nach Gesang und Farbe oder nur nach Farbe oder nach Positur gezüchtet.
Während die deutsche Kanarienvogelzucht ihren Schwerpunkt auf die Verfeinerung der Gesangsqualitäten legte, konzentrierten sich die englischen Züchter schon im 18. Jahrhundert auf die Erzüchtung von Kanarienvögeln mit anderer Gestalt. Auf dem europäischen Festland beschäftigte man sich neben der Gesangskanarienvogelzucht mit der Zucht von farblich abweichenden Vögeln. So entstanden die drei großen Zuchtrichtungen Gesang, Farbe und Positur.
Gesangskanarien
Gelber KanarienvogelIn der Gesangszucht wurde durch ständige Auslese aus dem Lied des wilden Kanarengirlitzes der heute bekannte Kanarienvogelgesang entwickelt. Nachdem der Gesang in unterschiedliche Teile (Touren) gegliedert war, wurde 1922 in Kassel die „Deutsche Einheitsskala“ fixiert, in der Werteinteilungen und Punktzuordnungen festgeschrieben sind. Im Jahre 1959 wurde das Lied in zwei Tourengruppen, die Werttouren und die Fehltouren unterteilt. Die neun Werttouren – Hohlrolle, Knorre, Wassertour, Hohlklingel, Schockel, Pfeife, Glucke, Klingel und Klingelrolle – werden je nach der vorgetragenen Variation, der Klangfarbe, dem Tonumfang, dem Wohlklang und der Reinheit in drei Stufen bewertet. Das Erkennen und richtige Einstufen der Touren setzt jahrelange Erfahrung und Fachkenntnis in der Zucht voraus.
Das Kanarienlied ist nicht konstant, sondern unterliegt ständigen Veränderungen. Neben der Begabung des Vogels wird es auch die Umwelt, also von Jahreszeit, Alter, Stimmung und Käfigstandort beeinflusst. Während die einfachen Laute (Locktöne, Warn- und Drohlaute) den Vögeln angeboren sind, müssen sie die komplizierten, klangreichen Lieder erlernt werden. Diese werden jedoch auch von genetischen Anlagen mitbestimmt.
In den letzten Jahren gewann neben der Zucht des Harzer Rollers in Spanien auch die Zucht des Spanischen Timbrado und in Belgien die Zucht des Belgischen Wasserschlägers an Bedeutung. Ebenso versuchte man in den USA, die Eigenschaften von Gesangs-, Farb- und Positurkanarien im American Singer zu vereinen. Zunehmende Bedeutung gewinnt in der Gesangskanarienzucht der Rasse Harzer Roller die Einkreuzung der verschiedenen Farben der Farbkanarienzucht. Harzer Roller Gesangskanarien in der Farbe Rot sind heute keine Seltenheit mehr.
Singschule
Gesangskanarienvögel werden speziell zum Singen ausgebildet. Etwa im Alter von sechs Monaten werden sie in die so genannte „Singschule“ gebracht, um dort für einige Wochen allein in einen kleinen Käfig, das so genannte „Gesangsbauer“ zu leben. Er verhindert, dass sie abgelenkt werden, und unterbindet Revierkämpfe in der beginnenden Geschlechtsreife. Während dieser Zeit hören sie ihre Artgenossen nur, sehen sie jedoch nicht. Ein guter Vorsänger, in Belgien „Professor“ genannt, dient den jungen Kanarienvögeln als Vorbild. Nachdem sie mehrere Strophen gelernt haben, kommen weitere hinzu. Kanarienvögel sind in der Lage, ihr ganzes Leben lang neue Strophen zu erlernen, die sie nicht wieder vergessen.
Der Harzer Roller, auch Edelroller genannt, entstand im 19. Jahrhundert im Oberharz, wird heutzutage jedoch auch an anderen Orten gezüchtet. Der „rollende“ Gesang – eine bestimmte Melodie – verhalf dem Kanarienvogel mit dem gelben, grünen, gelb-grün gescheckten, weißem oder neuerdings auch rotem Federkleid zur Berühmtheit. Der Harzer Roller singt sehr angenehm melodisch, abwechslungsreich und scheinbar mit geschlossenem Schnabel. Das Lied besteht hauptsächlich aus vier Strophen (Touren): Hohlrolle, Knorre, Hohlklingel und Pfeife. Die Hohlrolle ist das wichtigste Element. Dabei singt der Vogel ein „r“ rollend in Verbindung mit den Vokalen „ü“, „o“ oder „u“, was dann zum Beispiel wie „rururu“ klingt. Zur Knorre geht der Sänger in den Bass. Besonders geschätzt wird hier ein tiefes „krruruurru“. Die Hohlklingel entsteht durch ein „l“ in Verbindung mit den Vokalen. Der Vogel singt „lülülü“ oder „lololo“ bis zum tiefen „lululu“ in leicht abgesetzter Form. Bei der Pfeife gibt es deutlich abgesetzte weiche Einzeltöne, in Verbindung mit dem „d“, was sich anhört wie „du“ oder „dou“, oft am Ende eines Konzertes. Benutzt der Vogel bei seinem Lied ein „li“, so nennt man das eine Klingel oder als „ri“ eine Klingelrolle. Es gibt auch sogenannte Nebentouren: Glucke, Schockel und Wassertour.
Der Belgische Wasserschläger ist etwas größer als der Harzer Roller und hellgelb. Der Gesang dieser Rasse ist mehr „schlagend“ im Gegensatz zum rollenden, weichen Gesang des deutschen Vogels.
Der Spanische Timbrado ähnelt im Aussehen dem wilden Kanarengirlitz. Sein Gesang erinnert an ein helles Glockenklingeln.
Der American Singer wurde in den USA in dem Versuch gezüchtet, die Vorzüge aller Rassen zu vereinen. Der Amerikaner singt schön, hat bunte Farben und weiche Federn sowie eine gute Positur.
Der Russische Gesangskanarienvogel (Russian Canary) wurde aus Kanarien herausgezüchtet, welche von deutschen Händlern an den russischen Zarenhof verkauft wurden. Sein Gesang erinnert nicht mehr an den uns bekannten Kanarienvogel, sondern hört sich eher wie das Schlagen einer Kohlmeise an. In Moskau werden durch den dort ansässigen Club jährlich russische Meisterschaften durchgeführt. In den westlichen Ländern ist diese Rasse noch weitgehend unbekannt.
Farbkanarien
Roter Lipochrom-Kanarienvogel in IntensivZur Zeit sind in den Zuchtorganisationen über 300 Farbschläge anerkannt.
Die Farbe der Kanarien setzt sich aus drei wesentlichen Komponenten zusammen: Die Grundfarbe geht von Gelb bis Feuerrot oder Weiß. Das Gelb und Rot der Kanarienvögel wird aus Carotinoiden (auch Lipochrome oder Fettfarbe genannt) gebildet. Dazu werden Provitamine A oder fertige Carotinoide mit der Nahrung aufgenommen. Je nach der genetischen Voraussetzung des Kanarienvogels werden diese Carotinoide oder Provitamine A zu körpereigenen Carotinoiden (den Lipochromen) umgewandelt oder direkt zur Federfärbung verwendet. Im Federkeratin lagern sich die Lipochrome ab und sind damit fest in der Feder verankert. Die gelbe bis rote Grundfarbe kann durch eine Mutation pastellartig abgeschwächt werden (Ivoor-Faktor).
Vögel, die genetisch nicht in der Lage sind, die in der Nahrung angebotenen Carotinoide aufzubauen und umzusetzen, bleiben fettfarblos, also weiß. Hier gibt es solche, die grundsätzlich keine Carotinoide umsetzen und somit vollkommen weiß (rezessiv-weiß) sind, und Vögel, die eine zu langsame Lipochromausbildung haben und die genetisch zwar noch existierenden Faktoren für Rot oder Gelb nicht mehr zur Wirkung kommen, abgesehen von geringfügigen Farbablagerungen im Großgefieder (dominant-weiß).
Die Melaninfarbe umfasst alle dunklen Farbkomponenten, wie beispielsweise Schwarz oder Braun. Sie rühren allein von den Melaninen, den Eumelaninen und Phäomelaninen, her. Diese werden in der Feder abgelagert und verursachen die arteigenen Zeichnungen der Kanarienvögel – eine dunkle Streifung oder Strichelung der Körperoberseite. Eine Vielzahl von Melaninmutationen verändern den Farbton des Melanins und teilweise auch die Zeichnung.
Bei der Federstruktur unterscheidet man zwischen Intensiv, Schimmel und Mosaik. Bei Vögeln mit einer intensiven Federstruktur dringen die Carotinoide bis in die Federspitze vor, so dass diese die Fettfarben wesentlich kräftiger zeigen als die Vögel mit schimmliger Struktur. Die Federn der „Schimmelvögel“ haben einen schmalen farblosen (und damit weiß erscheinenden) Federrand. Sie wirken wie mit „Schimmel“ überzogen, da die Grundfarbe nicht so leuchtend wie bei den „Intensivvögeln“ in Erscheinung tritt. Die „Mosaikvögel“ sollen die Grundfarbe nur an fünf Körperstellen zeigen – Kopf, Brust, Bürzel und die beiden Flügelbüge. Das restliche Gefieder soll kreidig weiß sein. Männliche Mosaikvögel haben größere farbige Areale als weibliche Exemplare.
Das Gefieder der Kanarienvögel enthält immer eine Grundfarbe (Gelb oder Rot oder Weiß) und eine Federstruktur (Intensiv oder Schimmel oder Mosaik). „Melaninvögel“ haben neben der Grundfarbe und der Federstruktur zusätzlich eine Melaninzeichnung. Die Grundfarbe und die Melaninfärbung kann durch weitere zusätzliche Farbfaktoren im Erscheinungsbild verändert werden.
Alle Farbschläge können in drei Gruppen aufgegliedert werden:
Aufgehellte Lipochromkanarienvögel zeigen eine der Grundfarben und eine der Federstrukturen, jedoch keine Melaninzeichnung.
Klassische Melaninkanarienvögel zeigen eine der Grundfarben und eine der Federstrukturen und zusätzlich die Melaninfarben Schwarz oder Achat oder Braun oder Isabell.
Bei den nichtklassische Melaninkanarienvögel werden die klassischen Melaninfarben Schwarz, Achat, Braun und Isabell durch weitere Mutationen in der Melaninfarbe (Opal, Onyx, Satinet, Eumo, Topas) und teilweise zusätzlich in der Zeichnung (Melanin-Pastell, Phaeo) verändert.
Kanarienvögel werden keinesfalls so zahm, wie es von Sittichen oder Papageien bekannt ist.
Mauser
In den Monaten August bis Oktober findet die Mauser statt. Gesunde Vögel wechseln innerhalb von sechs bis acht Wochen das Federkleid. Jungvögel wechseln im ersten Lebensjahr nur das Kleingefieder.
Nicht optimal ernährte und gehaltene Vögel können in der Mauserzeit besonders anfällig und gesundheitlich labil sein. Dann kann es durchaus zu einer Winter- oder Frühjahrsmauser kommen. Wenn ein Kanarienvogel während der Mauser zwar Federn verliert, aber keine neuen nachwachsen, können Mangelerscheinungen und Hormonstörungen die Ursache sein. Die Stockmauser kann sich auch dadurch zeigen, dass der Kanarienvogel ungewöhnlich lange für seinen Federwechsel braucht.
Erkrankungen
Am häufigsten erkranken Kanarienvögel an Parasiten. Durch stressbedingte Abwehrschwächen vermehren sich die im Darm vorhandenen Bakterien (Salmonellen, Escherichia coli) so, dass es zu einer bakteriell bedingten Darmentzündung kommt. Der erkrankte Kanarienvogel hat Durchfall und stirbt innerhalb weniger Tage durch Austrocknung. Weitere Erkrankungen sind Flügel-, Bein- und Zehenbrüche. Doch auch ein Grauer Star kann auftreten.
Eine schlimme Krankheit ist der Kanarienpocken-Virus. Die Ansteckung erfolgt durch infizierte Vögel oder durch Mücken als Überträger. Die Inkubationszeit beträgt drei bis sechzehn Tage. Kennzeichnend für diese Krankheit sind Knötchen an den Hornteilen und an den Schnabelwinkeln, schwere Atemstörungen und Erstickungstod oder Überleben als Virusträger. Schwer zu diagnostizieren und meldepflichtig ist die Ornithose, die keine eindeutigen Symptome zeigt. Kennzeichen über einen längeren Zeitraum sind Beschwerden wie Atemnot, Durchfall, Schnupfen oder schleimige Absonderungen. Kanarienvögel können sich aber auch an der atypischen Geflügelpest (Newcastle disease) anstecken. Diese Krankheit ist ansteckungsgefährlich für den Menschen, der dann eine Bindehautentzündung bekommt. Sie wird durch rohe Hühnereierschalen oder Wildvögel übertragen.
Rechtliches
Kanarienvögel zählen neben Wellensittichen zu den am meisten verbreiteten Stubenvögeln der Welt. Damit sind sie auch Gegenstand der Rechtsprechung. Viele Aspekte, welche den Kanarienvogel betreffen, wie etwa die Vogelhaltung, -zucht oder die Stellung des Vogels in der Natur sind Gegenstand von Gesetzestexten. Tierschutzgesetze regeln beispielsweise in Deutschland, Österreich oder der Schweiz seit längerem den generellen Schutz der Tiere und somit auch des Kanarienvogels.
Zucht
Kanarienvögel werden entweder nach Gesang, nach Gesang und Farbe oder nur nach Farbe oder nach Positur gezüchtet.
Während die deutsche Kanarienvogelzucht ihren Schwerpunkt auf die Verfeinerung der Gesangsqualitäten legte, konzentrierten sich die englischen Züchter schon im 18. Jahrhundert auf die Erzüchtung von Kanarienvögeln mit anderer Gestalt. Auf dem europäischen Festland beschäftigte man sich neben der Gesangskanarienvogelzucht mit der Zucht von farblich abweichenden Vögeln. So entstanden die drei großen Zuchtrichtungen Gesang, Farbe und Positur.
Gesangskanarien
Gelber KanarienvogelIn der Gesangszucht wurde durch ständige Auslese aus dem Lied des wilden Kanarengirlitzes der heute bekannte Kanarienvogelgesang entwickelt. Nachdem der Gesang in unterschiedliche Teile (Touren) gegliedert war, wurde 1922 in Kassel die „Deutsche Einheitsskala“ fixiert, in der Werteinteilungen und Punktzuordnungen festgeschrieben sind. Im Jahre 1959 wurde das Lied in zwei Tourengruppen, die Werttouren und die Fehltouren unterteilt. Die neun Werttouren – Hohlrolle, Knorre, Wassertour, Hohlklingel, Schockel, Pfeife, Glucke, Klingel und Klingelrolle – werden je nach der vorgetragenen Variation, der Klangfarbe, dem Tonumfang, dem Wohlklang und der Reinheit in drei Stufen bewertet. Das Erkennen und richtige Einstufen der Touren setzt jahrelange Erfahrung und Fachkenntnis in der Zucht voraus.
Das Kanarienlied ist nicht konstant, sondern unterliegt ständigen Veränderungen. Neben der Begabung des Vogels wird es auch die Umwelt, also von Jahreszeit, Alter, Stimmung und Käfigstandort beeinflusst. Während die einfachen Laute (Locktöne, Warn- und Drohlaute) den Vögeln angeboren sind, müssen sie die komplizierten, klangreichen Lieder erlernt werden. Diese werden jedoch auch von genetischen Anlagen mitbestimmt.
In den letzten Jahren gewann neben der Zucht des Harzer Rollers in Spanien auch die Zucht des Spanischen Timbrado und in Belgien die Zucht des Belgischen Wasserschlägers an Bedeutung. Ebenso versuchte man in den USA, die Eigenschaften von Gesangs-, Farb- und Positurkanarien im American Singer zu vereinen. Zunehmende Bedeutung gewinnt in der Gesangskanarienzucht der Rasse Harzer Roller die Einkreuzung der verschiedenen Farben der Farbkanarienzucht. Harzer Roller Gesangskanarien in der Farbe Rot sind heute keine Seltenheit mehr.
Singschule
Gesangskanarienvögel werden speziell zum Singen ausgebildet. Etwa im Alter von sechs Monaten werden sie in die so genannte „Singschule“ gebracht, um dort für einige Wochen allein in einen kleinen Käfig, das so genannte „Gesangsbauer“ zu leben. Er verhindert, dass sie abgelenkt werden, und unterbindet Revierkämpfe in der beginnenden Geschlechtsreife. Während dieser Zeit hören sie ihre Artgenossen nur, sehen sie jedoch nicht. Ein guter Vorsänger, in Belgien „Professor“ genannt, dient den jungen Kanarienvögeln als Vorbild. Nachdem sie mehrere Strophen gelernt haben, kommen weitere hinzu. Kanarienvögel sind in der Lage, ihr ganzes Leben lang neue Strophen zu erlernen, die sie nicht wieder vergessen.
Der Harzer Roller, auch Edelroller genannt, entstand im 19. Jahrhundert im Oberharz, wird heutzutage jedoch auch an anderen Orten gezüchtet. Der „rollende“ Gesang – eine bestimmte Melodie – verhalf dem Kanarienvogel mit dem gelben, grünen, gelb-grün gescheckten, weißem oder neuerdings auch rotem Federkleid zur Berühmtheit. Der Harzer Roller singt sehr angenehm melodisch, abwechslungsreich und scheinbar mit geschlossenem Schnabel. Das Lied besteht hauptsächlich aus vier Strophen (Touren): Hohlrolle, Knorre, Hohlklingel und Pfeife. Die Hohlrolle ist das wichtigste Element. Dabei singt der Vogel ein „r“ rollend in Verbindung mit den Vokalen „ü“, „o“ oder „u“, was dann zum Beispiel wie „rururu“ klingt. Zur Knorre geht der Sänger in den Bass. Besonders geschätzt wird hier ein tiefes „krruruurru“. Die Hohlklingel entsteht durch ein „l“ in Verbindung mit den Vokalen. Der Vogel singt „lülülü“ oder „lololo“ bis zum tiefen „lululu“ in leicht abgesetzter Form. Bei der Pfeife gibt es deutlich abgesetzte weiche Einzeltöne, in Verbindung mit dem „d“, was sich anhört wie „du“ oder „dou“, oft am Ende eines Konzertes. Benutzt der Vogel bei seinem Lied ein „li“, so nennt man das eine Klingel oder als „ri“ eine Klingelrolle. Es gibt auch sogenannte Nebentouren: Glucke, Schockel und Wassertour.
Der Belgische Wasserschläger ist etwas größer als der Harzer Roller und hellgelb. Der Gesang dieser Rasse ist mehr „schlagend“ im Gegensatz zum rollenden, weichen Gesang des deutschen Vogels.
Der Spanische Timbrado ähnelt im Aussehen dem wilden Kanarengirlitz. Sein Gesang erinnert an ein helles Glockenklingeln.
Der American Singer wurde in den USA in dem Versuch gezüchtet, die Vorzüge aller Rassen zu vereinen. Der Amerikaner singt schön, hat bunte Farben und weiche Federn sowie eine gute Positur.
Der Russische Gesangskanarienvogel (Russian Canary) wurde aus Kanarien herausgezüchtet, welche von deutschen Händlern an den russischen Zarenhof verkauft wurden. Sein Gesang erinnert nicht mehr an den uns bekannten Kanarienvogel, sondern hört sich eher wie das Schlagen einer Kohlmeise an. In Moskau werden durch den dort ansässigen Club jährlich russische Meisterschaften durchgeführt. In den westlichen Ländern ist diese Rasse noch weitgehend unbekannt.
Farbkanarien
Roter Lipochrom-Kanarienvogel in IntensivZur Zeit sind in den Zuchtorganisationen über 300 Farbschläge anerkannt.
Die Farbe der Kanarien setzt sich aus drei wesentlichen Komponenten zusammen: Die Grundfarbe geht von Gelb bis Feuerrot oder Weiß. Das Gelb und Rot der Kanarienvögel wird aus Carotinoiden (auch Lipochrome oder Fettfarbe genannt) gebildet. Dazu werden Provitamine A oder fertige Carotinoide mit der Nahrung aufgenommen. Je nach der genetischen Voraussetzung des Kanarienvogels werden diese Carotinoide oder Provitamine A zu körpereigenen Carotinoiden (den Lipochromen) umgewandelt oder direkt zur Federfärbung verwendet. Im Federkeratin lagern sich die Lipochrome ab und sind damit fest in der Feder verankert. Die gelbe bis rote Grundfarbe kann durch eine Mutation pastellartig abgeschwächt werden (Ivoor-Faktor).
Vögel, die genetisch nicht in der Lage sind, die in der Nahrung angebotenen Carotinoide aufzubauen und umzusetzen, bleiben fettfarblos, also weiß. Hier gibt es solche, die grundsätzlich keine Carotinoide umsetzen und somit vollkommen weiß (rezessiv-weiß) sind, und Vögel, die eine zu langsame Lipochromausbildung haben und die genetisch zwar noch existierenden Faktoren für Rot oder Gelb nicht mehr zur Wirkung kommen, abgesehen von geringfügigen Farbablagerungen im Großgefieder (dominant-weiß).
Die Melaninfarbe umfasst alle dunklen Farbkomponenten, wie beispielsweise Schwarz oder Braun. Sie rühren allein von den Melaninen, den Eumelaninen und Phäomelaninen, her. Diese werden in der Feder abgelagert und verursachen die arteigenen Zeichnungen der Kanarienvögel – eine dunkle Streifung oder Strichelung der Körperoberseite. Eine Vielzahl von Melaninmutationen verändern den Farbton des Melanins und teilweise auch die Zeichnung.
Bei der Federstruktur unterscheidet man zwischen Intensiv, Schimmel und Mosaik. Bei Vögeln mit einer intensiven Federstruktur dringen die Carotinoide bis in die Federspitze vor, so dass diese die Fettfarben wesentlich kräftiger zeigen als die Vögel mit schimmliger Struktur. Die Federn der „Schimmelvögel“ haben einen schmalen farblosen (und damit weiß erscheinenden) Federrand. Sie wirken wie mit „Schimmel“ überzogen, da die Grundfarbe nicht so leuchtend wie bei den „Intensivvögeln“ in Erscheinung tritt. Die „Mosaikvögel“ sollen die Grundfarbe nur an fünf Körperstellen zeigen – Kopf, Brust, Bürzel und die beiden Flügelbüge. Das restliche Gefieder soll kreidig weiß sein. Männliche Mosaikvögel haben größere farbige Areale als weibliche Exemplare.
Das Gefieder der Kanarienvögel enthält immer eine Grundfarbe (Gelb oder Rot oder Weiß) und eine Federstruktur (Intensiv oder Schimmel oder Mosaik). „Melaninvögel“ haben neben der Grundfarbe und der Federstruktur zusätzlich eine Melaninzeichnung. Die Grundfarbe und die Melaninfärbung kann durch weitere zusätzliche Farbfaktoren im Erscheinungsbild verändert werden.
Alle Farbschläge können in drei Gruppen aufgegliedert werden:
Aufgehellte Lipochromkanarienvögel zeigen eine der Grundfarben und eine der Federstrukturen, jedoch keine Melaninzeichnung.
Klassische Melaninkanarienvögel zeigen eine der Grundfarben und eine der Federstrukturen und zusätzlich die Melaninfarben Schwarz oder Achat oder Braun oder Isabell.
Bei den nichtklassische Melaninkanarienvögel werden die klassischen Melaninfarben Schwarz, Achat, Braun und Isabell durch weitere Mutationen in der Melaninfarbe (Opal, Onyx, Satinet, Eumo, Topas) und teilweise zusätzlich in der Zeichnung (Melanin-Pastell, Phaeo) verändert.
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